2003 war es, Dr. Dominika Zalewska erinnert sich sehr genau, als sie mit ihrem Mann beschloss, einen Neuanfang zu wagen. Zwei Arzteinkommen, sie als Gynäkologin, er als Unfallchirurg, reichten damals in Polen nicht aus, um die Familie ihren Vorstellungen gemäß zu versorgen. Die beiden hatten sich während des Medizinstudiums in Breslau kennengelernt, zwei der heute drei Kinder waren schon da. Um so schwerer fiel die Entscheidung, vorübergehend unter der Woche getrennt zu leben. Jaroslaw Zalewski fand innerhalb kürzester Zeit eine Stelle am Klinikum Niederlausitz in Senftenberg, stellte sich auf viele Pendelkilometer ein und sagte zu.
„Es war keine einfache Situation für die Familie“, sagt Dominika Zalewska, „also bin ich im Jahr 2005, erst einmal ohne Aussicht auf eine Anstellung, mit den Kindern nachgezogen“. Ein Jahr lang sucht sie, wird dann im Klinikum Cottbus fündig und kann schließlich ihre Ausbildung zur Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im städtischen Klinikum Görlitz absolvieren, wo sie bis heute neben ihrer Stelle im Medizinischen Versorgungszentrum Rothenburg ambulant tätig ist.
„Das war der Moment, wo wir das Gefühl hatten, endgültig angekommen zu sein“, nicken die Eheleute gemeinsam. Sie bauen ein Haus in Görlitz und gehen in ihrer Arbeit für die Patienten vollkommen auf. „Das war nur möglich, weil wir eine wirklich liebevolle deutsche Tagesmutter für unsere Kinder hatten.“ Die Kinder, so sagen die beiden übereinstimmend, hätten am meisten davon profitiert, zwischen den beiden Ländern aufgewachsen zu sein. „Sie bewegen sich wie selbstverständlich über die Grenzen hinweg.“ Die große Tochter war nach dem Abitur auf der Suche nach Orientierung für mehrere Monate in Kanada. Jetzt hat sie sich für ein Studium entschieden und verlässt Görlitz erst einmal.
Der Mittlere ist als einziger polnischer Schüler seines Jahrgangs auf dem sächsischen Hochbegabten-Gymnasium St. Afra bei Meißen angenommen worden. Der Kleinste geht in Görlitz zur Grundschule. Extrem kontaktfreudig seien alle drei, freuen sich die Eltern und führen auch das auf das Leben in zwei Kulturen zurück. „Wir suchen uns das Beste aus beiden Welten heraus.“ Beim Haus war es die Zuverlässigkeit und Qualität der deutschen Baufirmen, beim Essen wird hin- und hergewechselt, Dienstleistungen wie den vertrauten Friseur nutzt Dominika Zalewska vorzugweise in Polen.
Jaroslaw Zalewski hat inzwischen seine gesamte Familie mit dem Windsurfing-Virus infiziert. Nach Dienstschluss ist der ärztliche Leiter, Orthopäde und Unfallchirurg in ein paar Minuten am Berzdorfer See vor den Toren von Görlitz und schätzt den dort immer wehenden kräftigen Wind. Im Winter geht es zum Skifahren in die nahegelegenen Berge Tschechiens und Polens. Das ist für ihn ein wichtiger Ausgleich zum Beruf. Seine Frau steht schon vor der nächsten Veränderung. Sie baut mit polnischen Kollegen in Zgorzelec, gerade mal einen Steinwurf entfernt, eine Privatpraxis auf. „Meine Approbation gilt in beiden Ländern. Ich habe jetzt schon jede Woche Patienten aus England, aus Irland und aus der Schweiz. Die nehmen Urlaub, um sich bei uns behandeln zu lassen. Für uns steht fest: Wir bleiben hier.“
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Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.